Eine Ausstellung im Hessischen Landesmuseum Darmstadt, Friedensplatz 1
Öffnungszeiten Di, Do, Fr. 10:00 bis 18:00 Uhr, Sa, So und Feiertage 11:00 bis 17:00 Uhr. Montag und Karfreitag geschlossen, Oster- und Pfingstmontag geöffnet.
Hans Arp, Willi Baumeister, Paul Klee, André Masson, Joan Miro und Pablo Picasso - sie alle sind zweifellos der "Moderne" zuzuordnen, und sie alle haben sich von frühesten Kunstwerken, nämlich den teilweise mehr als 20 000 Jahre alten Höhlen- und Felsmalereien, inspirieren lassen.
Ende des 19. und Anfangs des 20. Jahrhunderts wurden diese prähistorischen Kunstwerke von dem aufkommenden Wissenschaftszweig der Ethnologie erforscht. Der autodidaktische Ethnologe Leo Frobenius führte mehrere aufwendige Expeditionen unter der Fragestellung "Wo liegt der Ursprung der Kunst?" vornehmlich in Nordafrika durch, begleitet von Malern und vor allem (kostengünstigeren) Malerinnen, die etwa 5000 akribisch angefertigte Kopien auf Leinwände brachten. Im Gegensatz zu ihren Vorbildern sind leider nicht alle dieser Bilder bis heute im "Original" erhalten, aber allemal genug für eine äußerst beeindruckende Ausstellung!
Was wir zu sehen bekommen sind Abbildungen von Raubkatzen, Giraffen, Zebras, Bisons, Elefanten, Steinböcken und von Menschen, die sie jagen, sie führen oder unter ihnen liegen. Sind es animistische Beschwörungen, Vorbereitungen oder Nacherzählungen der Jagd, Hinweise auf das Aufkommen der abgebildeten Tiere? Oder ist es einfach Kunst? Und worin würde sie sich von allem anderen unterscheiden? Dieselben Tiere begegnen uns übrigens in der zoologischen Abteilung des Museums wieder, naturgetreu ausgestopft und scheinbar seelenloser, jedenfalls berühren sie uns weit weniger als ihre vor Jahrtausenden mühsam in den Stein geritzten oder aufgemalten Artgenossen.
Auch wenn hier vielleicht nicht wirklich der Ursprung der Kunst ausgestellt ist (denkbar wären da eher vergänglichere Malereien auf der Haut oder auf Leder, Einritzungen in Baumrinden oder im Sand), ist es doch sehr ergreifend, diese uralten Zeichnungen und Zeichen zu sehen und "Piktogramme" aus anderen Zeiten und Welten zu erkennen, die ihren Weg auf die Leinwände von Picasso, Miro und anderen gefunden haben. Ist das "kulturelle Aneignung"?
Gerne hätten wir noch mehr über die Malerinnen erfahren, die uns auf wunderbare Weise in diese anderen Zeiten und Welten geführt haben, ebenso über die schillernde Figur Frobenius, der die afrikanische Kultur als der europäischen gleichwertig betrachtete und dafür in Afrika durchaus geschätzt wurde, der aber auch ein Bewunderer Wilhelms II. und später des Nationalsozialismus war, ungeachtet des damit verbundenen kolonialistischen und rassistischen Gedankenguts.
Dennoch verlassen wir ganz beseelt diese großartige Ausstellung und nehmen uns fest vor, noch einmal hierher zu kommen.
Die Ausstellung geht vom 24. März bis zum 25. Juni 2023.